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Der Aufstieg einer neuen Handelswährung

Von Lukas Lambrecht, UniCredit Bank Hong Kong

Der chinesische Yuan wird international – die Bedeutung des Renminbi als Währung im grenzüberschreitenden Handel mit China wächst[1]. Dies öffnet viele neue Chancen und Möglichkeiten in einer Zeit in der das Bedürfnis nach einer starken und verlässlichen Handelswährung immer bewusster wird.

23. September – Mit einem Anteil von aktuell 43% des täglichen Devisenhandels ist der US-Dollar nach wie vor die am meisten gehandelte Währung der Welt gefolgt vom Euro mit einem Anteil von 19%. Bis heute wird auch der Handelsverkehr im asiatisch-pazifischen Raum inklusive Chinas überwiegend in USD abgewickelt. Jedoch zeigen die Entwicklungen an den globalen Finanzmärkten, dass das Vertrauen in die etablierten Währungen schwindet. Der einst sichere Hafen, der US-Dollar, ist erschüttert durch Zweifel, ob die USA ihre Konsolidierung im Rahmen der schwachen Konjunktur voran treiben kann. Auch in Europa vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über die aktuelle Schuldensituation einzelner Euro-Staaten debattiert wird.


In dieser Zeit des Wandels ist der neue Kurs der Volksrepublik China besonders bemerkenswert: Der chinesische Präsident Hu Jintao verkündete, den RMB als eine internationale Währung zu etablieren, auch wenn dies ein langfristiger Prozess sei.

Die ersten Maßnahmen dazu sind bereits getroffen: Ein offshore RMB Markt wurde in Hong Kong etabliert, Swap-Vereinbarungen mit ausländischen Zentralbanken geschlossen, um RMB-Liquidität zu schaffen, grenzübergreifende Handelsgeschäfte dürfen in RMB fakturiert werden, Finanzinstitute und Unternehmen können offshore Anleihen in RMB  emittieren. Durch diese Schritte steigt der früher streng regulierte Renminbi zunehmend zur internationalen Währung auf.

Welche Auswirkungen haben diese Änderungen auf international tätige Unternehmen und welche Vorteile ergeben sich aus der Handelsabwicklung in RMB?

Bisher war es nicht möglich RMB grenzüberschreitend aus und nach Festlandchina zu transferieren. Deshalb war der Zugang zu USD für chinesische Unternehmen eine Grundvoraussetzung für ein Außenhandelsgeschäft. Der Bezug von Devisen ist jedoch nach wie vor mit Genehmigungen diverser staatlicher Behörden bspw. der State Administration of Foreign Exchange (SAFE) verbunden.

Im Jahre 2009 verkündete die People’s Bank of China (PBoC) die „Administrative Rules on Pilot Program of Renminbi Settlement of Cross-border Trade Transactions“, die eine Fakturierung grenzüberschreitender Handelsgeschäfte in RMB  unter gewissen Voraussetzungen zulassen. Das ursprüngliche Programm beschränkte den Anwendungsbereich auf lediglich fünf Pilotstädte in China und Unternehmen aus Hong Kong, Macau und den ASEAN Staaten. Darüber hinaus war auch nicht jedes chinesische Unternehmen zur Fakturierung in RMB zugelassen. Dies sind beispielhafte Restriktionen, die die Handlungsmöglichkeiten der Handelspartner begrenzten. Entsprechend gering war die Akzeptanz der Markteilnehmer innerhalb Chinas und im Ausland.

Im Juni 2010 wurde das Programm jedoch deutlich erweitert, so dass mehr chinesische Firmen zugelassen sowie alle ausländischen Staaten aufgenommen wurden. Heute ist ein deutscher Exporteur berechtigt, den Export von Gütern und Dienstleistungen in RMB abzuwickeln, wenn der Vertragspartner seinen Sitz in einer der ausgewählten Provinzen und Städte hat. Diese 20 Pilotprovinzen decken die bedeutendsten Wirtschaftsregionen Chinas ab. Ein deutscher Importeur kann von der RMB Fakturierung Gebrauch machen, wenn der chinesische Lieferant den Status eines Mainland Designated Enterprise (MDE) hat, der von staatlichen Behörden auf Empfehlung der lokalen Regierung erteilt wird. Die Anzahl der MDE`s hat  sich drastisch erhöht und umfasst heute mehr als 65.000 chinesische Unternehmen. Weil der RMB zwar als Handelswährung etabliert ist, gleichzeitig aber weiterhin vor Spekulationen geschützt werden soll, müssen die Handelspartner nachweisen, dass der RMB Transaktion ein Handelsgeschäft in entsprechender Höhe zu Grunde liegt. Daher müssen bei jeder Transaktion Dokumente zum Beleg, wie z.B. die Handelsrechnung bzw. Transportdokumente angefügt werden.

 

 

Durchgeführte Exchanges pro Quartal in RMB (in Mrd. RMB)

Die Erweiterung des Pilot Program ist bis heute der bedeutendste Schritt der Internationali­sierung des RMB. Wie die oben angeführte Grafik zeigt, stieg das Handelsvolumen des RMB seitdem stark an. Im Jahr 2010 betrug das RMB Handelsvolumen rund 500 Mrd., was einem Anteil von lediglich 2 % des gesamten Handels der VR China entspricht. Im ersten Quartal 2011 stieg der Anteil bereits auf 7 % an. Diese Entwicklung wurde auch von den Banken voran getrieben. Beispielsweise bietet die UniCredit ihren Firmenkunden ein RMB Konto und weitere Produkte wie die Währungssicherung und die Akkreditivstellung lokal in Deutschland an.

Diese neuen Möglichkeiten bringen chinesischen Unternehmen und ausländischen Im- und Exporteuren erhebliche Vorteile:

Ausländischer Importeur:

–          Reduzierung der Kosten innerhalb der Lieferkette

Durch die Abwicklung der Geschäfte in RMB muss der chinesische Lieferant nicht länger währungsbezogene Risiken oder Kosten tragen. Darüber hinaus sinkt der Aufwand für die Buchhaltung und Dokumentation. Hierdurch verringern sich die Kosten innerhalb der Lieferkette.

–          Erhöhung der Preistransparenz

Die Transparenz bei der Preiskalkulation erhöht sich, da der Exporteur keine Konvertierungs- und Absicherungskosten einkalkulieren muss.

–          Verbesserte Lieferantenbeziehung

Aufgrund der Erleichterungen für den chinesischen Handelspartner ist die Fakturierung in RMB ein Vorteil bei der Preisverhandlung. Im selben Zuge wird die Lieferantenbeziehung verbessert, da die Komplexität für das chinesischen Unternehmen abnimmt.

–          Ausweitung der Lieferantenbasis

Der Zugang zu Devisen ist in China weiterhin limitiert. Demnach kann eine Abwicklung in RMB den Zugang zu weiteren Lieferanten erleichtern und zur Optimierung der Zahlungsmodalitäten führen.

Ausländische Exporteure:

–          Vereinfachung des Währungsrisikomanagements

Das RMB Konto kann in das Treasury des Exporteurs integriert werden. Dies vereinfacht das Handelsgeschäft und erhöht die Effizienz.

–          Ausweitung der Kundenbasis

Die Fakturierung in RMB erweitert die potentielle Kundenbasis aufgrund der Erleichterungen für die chinesischen Abnehmer.

–          Potentielle Windfall Profits

Allgemein wird eine Aufwertung des RMB gegenüber dem USD erwartet. Erhält der Exporteur RMB profitert er von der erwarteten Aufwertung gegenüber dem USD.

Chinesische Unternehmen

–          Erhöhte Preistransparenz und Vereinfachung der Abwicklung

Ohne Einpreisung von Konvertierungs- und Hedgingkosten in die Kalkulation wird der grenzüberschreitende Handel vereinfacht.

–          Beseitigung der Währungsrisiken

Das Währungskursrisiko wird durch die Abwicklung in RMB gegenüber der USD-Fakturierung eliminiert.

–          Erhöhung der Effizienz

Der Buchhaltungs- und Dokumentationsaufwand wird reduziert. Weniger Bürokratie mit den staatlichen Behörden erhöht die operationale Effizienz. Darüber hinaus können Steuer­ange­legenheiten – insbesondere auch Erstattungen – schneller und einfacher erledigt werden.

Simon Stoll, Firmenkundenbetreuer der UniCredit Hong Kong, bringt die Vorteile für Unternehmen auf den Punkt:

„Neben der Ausschaltung des Wechselkursrisikos können die Kosten für Währungskonvertierung und –absicherung reduziert werden. Außerdem erleichtert eine Fakturierung in RMB die Abwick­lung, vereinfacht die Beziehung zu Kunden und Lieferanten und erweitert die Geschäftsmög­lich­keiten vor Ort.“

RMB – Eine Währung und zwei Handelsplätze

Im Vergleich zu dem stark regulierten onshore Markt in Festlandchina ist der offshore Markt, bspw. in Hong Kong, sehr liberal: Nach dem Transfer ins Ausland ist der CNH frei handelbar[2]. In Hong Kong kooperiert die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mit der PBoC und kontrolliert und reguliert das RMB-System. Der Währungskurs des CNH spiegelt das Angebot und die Nachfrage der Marktteilnehmer wider. Auch die Varianten an offshore RMB Produkten steigen rapide an: ein RMB-Anleihenmarkt – mit sog. Dim Sum Bonds – wurde erfolgreich in Hong Kong etabliert. Hier können Anleger in RMB-gelisteten Staats- und Unternehmensanleihen investieren.

Viele Marktbeobachter erwarten, dass es noch mindestens fünf Jahre dauern wird, bis der RMB eine frei konvertierbare Währung ist. Um sich gegenüber der Konkurrenz Marktvorteile zu sichern, sollten Unternehmen bereits heute aktiv werden. Die Bedeutung des RMB für den grenzüberschreitenden Handel wird innerhalb der nächsten Jahre stark zunehmen.

Die aktuellen Entwicklungen bieten viele Chancen für internationale Unternehmen, um ihre Handelsbeziehung zu China zu stärken und damit vom größtem Wachstumsmarkt der Welt zu profitieren.


[1] RMB und CNY werden synonym verwendet. Renminbi bezeichnet die Währung, Yuan die Zahlungseinheit.

[2] Offshore Renminbi werden mit CNH denominiert. Der Wechelskurs kann vom onshore-Kurs des CNY abweichen.

 


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